Vorbild: Unter dem Eindruck einer völligen Luftüberlegenheit der Alliierten Luftstreitkräfte, des in gekannter Heftigkeit tobenden Kampfes an zwei Fronten und rapide schrumpfender Ressourcen an Menschen, Material und Rohstoffen hielt die Führung Deutschlands an ihren Rüstungsplanungen für eine "Wende" im Krieg trotz eindeutiger Zeichen für eine baldige Niederlage fest. Im September 1944 erfolgte die Ausschreibung für ein Leichtbauflugzeug zur Abfangjagd. Nach nur wenigen Tagen konzeptioneller Vorarbeiten erhielt Heinkel den Zuschlag und bereits am 6. Dezember startete der erste Prototyp. Nicht nur die realitätsverneinende Forderung nach der Führbarkeit eines Flugzeugs mit technologisch neuem Strahlantrieb durch rasch ausgebildete junge Piloten (Volksjäger), sondern auch die mangelhafte Fertigungsqualität des in massenhafter und mörderischer Zwangsarbeit hergestellten Geräts ließen dieses Projekt zu einem Desaster werden.
Schon bei seinem zweiten Demonstrationsflug stürzte der Prototyp vor den Augen von Nazigrößen ab. Bereits zu früheren Zeitpunkten hatten schlecht verarbeitete und geleimte Holz-Komponenten zu Einschränkungen bei der Zuverlässigkeit von Gerät geführt (z.B. Bf109, Ta 154). Trotzdem erreichte die He 162 ca. 790 km/h auf Seehöhe und knapp 840 km/h in 6000m. Das auf dem Rücken montierte Strahltriebwerk BMW 003 mit Axialverdichtung produzierte einen Schub von 800kp. Nach Anlaufen der Massenproduktion wurde im Zeitraum März/April 1945 das Jagdgeschwader 1 in Leck/Schleswig-Holstein als einzige Einheit der Luftwaffe mit diesem Typ ausgerüstet. Abschüsse alliierter Flugzeuge mit der He 162 sind nicht nachgewiesen, hingegen ging eine große Anzahl von Maschinen mit einer hohen Rate von Unfalltoten verloren. Eine größere Anzahl He 162 wurde nach dem Krieg bei allen vier siegreichen Staaten erprobt. Mehrere Exemplare sind bis heute erhalten geblieben.
Modell: Mittlerweile ist auch der Kleinserienhersteller Brengun im Plastikspritzguß angekommen. Nach den beiden Erstlingswerken im 1/144 Bereich der Bachem Natter erscheint nun als dritter Bausatz in der neuen Reihe des Herstellers aus Brünn der "Volksjäger". In einem kleinen Schüttkarton kommt der Bausatz zum Käufer. Die zwei grauen und der eine klare Spritzrahmen befinden sich in einem Zipperbeutel. Beim ersten Betrachten fühlt man sich erinnert an Bausätze von Mark1 Models oder auch Attack von früher. Des Rätsels Lösung findet sich dann auch im Jach Logo auf dem Karton. Damit vertraut Jan Sobotka auf die Erfahrung und auch die Qualität, die dieser Urmodell- und Formenbauer in 1/144 hat. Somit dürfte den Modellbauer keine negative Überraschung mit diesem Kit ereilen. Der Eindruck beim Betrachten der Teile lässt mich jedenfalls zu diesem Schluss kommen.
Die Gravuren auf den großen Bauteilen sind m.M. nach genau richtig in der Feinheit und sollten nach dem Farbauftrag dem Modell beim näheren Betrachten eine detaillierte Tiefe geben. Das Cockpit ist komplett vorhanden und für den Maßstab völlig ausreichend. Die Hinterkanten der Trag- und Steuerflächen sind einteilig und damit sehr fein. Das Höhenruder ist einteilig mit einen Teil des auslaufenden Rumpfes gegossen, somit ergibt sich die positive V-Stellung von alleine. Die Tragflächen haben auf der Rumpfseite ein kleines Passstück für eine Öffnung im Rumpf, Des Weiteren ist auch die Wölbung der Rumpfseite in diesem Bereich mit anmodelliert. Eine erste Probepassung zeigte keine Probleme in diesem Bereich. Das Triebwerk wird schön mit Ein- und Auslass dargestellt, die Wandstärke des Gehäuses im Auslass ist sehr fein. Der Einlaufring ist ein einteiliges Bauteil, so dass eine sonst nervige Naht im Einlauf entfällt. Theoretisch erleichtert das auch das Lackieren, wenn die Passung gut ist.
Das Fahrwerk ist auch gut, die Scheren sind massiv, was aber in Spritzguss auch nicht besser geht. Es sind tiefe Fahrwerksschächte vorhanden. Die Fahrwerksklappen sind produktionstechnisch bedingt etwas dick, was aber durch dünner schleifen sicherlich behebbar ist. Die Klarsichthaube hat bei meinem Exemplar einen kleinen "Pickel" auf der Oberfläche. Hier ist etwas Versäuberungsarbeit notwendig. Ansonsten sind aber die Streben gut erkennbar und auch die Klarheit ist annehmbar. Die kleine Lüftungsklappe auf der linken Seite ist nicht nachgebildet, was aber auch fast zu viel verlangt ist.
Die Bauanleitung ist auf einen A5 großen Faltblatt gedruckt und zeigt klar den Verbau der rund 30 Teile. Auch auf ein Gewicht zur Ausbalancierung wird hingewiesen. Für die farbliche Gestaltung und die Positionen der Abziehbilder wird die Kartonrückseite genutzt. Hier muss ich sagen, dass ich diese Zeichnungen fast zu klein finde. Auch sind die Decals nummeriert, was aber auf der erwähnten Anleitung sich nicht wiederfindet. Die Farbangaben verwenden die RLM Bezeichnungen, auf ein System eines Herstellers wird nicht hingewiesen. Die glänzend gedruckten Nassschiebebilder sind scheinbar in Eigenregie hergestellt und machen einen guten Eindruck. Drei Maschinen des JG 1 sind darstellbar:
Fazit: Ein guter bis sehr guter Bausatz der He 162 in 1/144. Hier hat Brengun mit Hilfe von bekannten Partnern ein schönes Modell des "Spatz" in Kunststoff geschaffen. Etwas Erfahrung sollte vorhanden sein.
Erhältlich sind die Bausätze und Zurüstsätze von Brengun direkt beim Hersteller unter www.brengun.cz.
Vorbildteil: Andreas Beck
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Dezember 2016)